Die Bund/Bundesländer-Kooperationen
Die Bund/Bundesländer-Kooperation koordiniert und finanziert Forschungsvorhaben, die zur raschen Anwendung und Umsetzung bestimmt sind. Mit diesen Forschungsvorhaben werden einerseits überregionale Fragestellungen im Interesse des Bundes und aller Länder, sowie andererseits regional oder lokalspezifische Fragestellungen im Interesse einzelner Bundesländer bearbeitet. Vorwiegend werden dabei Forschungsprojekte gefördert, die interdisziplinär strukturiert sind und fachübergreifende Fragestellungen beantworten, oder spezifische, für Österreich relevante Problemfelder aufgreifen, die durch andere Instrumente der Forschungsförderung nicht abgedeckt werden. Die Bund/Bundesländer-Kooperation dient weiters auch der Zielsetzung, Fragen und Forschungsdefizite aufzugreifen, um damit Entscheidungshilfen für Politik und Verwaltung bereitzustellen.
Die folgenden Felder mit hoher sachpolitischer Relevanz und Attraktivität für die österreichische Strategie einer "Nachhaltigen Entwicklung" werden als Tätigkeitsbereiche definiert:
Umwelt und Energie
Ernährung und Gesundheit
Neue Produkte und Verfahren
Mobilität, Verkehr und Tourismus
Gesellschaftlicher Wandel
Die Förderungsabwicklung des Landes Steiermark erfolgt im Rahmen einer formellen Kooperation mit dem Bund. Hierzu ist - wie in jedem Bundesland - ein eigenes Koordinationskomitee eingerichtet. Das Land führt den Vorsitz, das Bundesministerium koordiniert. Auf beiden Seiten sind die zuständigen Fachressorts und Beratungsorgane vertreten. Die Projektvorschläge werden den Kooperationspartnern zur Begutachtung und Interessensfeststellung zugeleitet und schließlich im Koordinationskomitee behandelt. Im positiven Falle wird zwischen jeder finanzierenden Stelle und dem Projektträger eine eigene Finanzierungsvereinbarung (Auftrag bzw. Förderung) getroffen.
Die Projektvorschläge sind direkt über die Forschungsplattform DaFNE (Datenbank für Forschung und Nachhaltige Entwicklung) des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) einzureichen.
Die webbasierende Plattform DaFNE dient der Information, Abwicklung und Erfassung von Forschungsprojekten des BMLRT, welche entweder in den forschungsaktiven Dienststellen (Bundesanstalten und Bundesämter) des BMLRT oder über Forschungsaufträge von externen Forschungsinstitutionen (z.B. der BOKU) durchgeführt werden. Auch andere Bundesministerien oder Landesregierungen im Rahmen von Bund-Bundesländer-Kooperationen können Forschungspartner sein. Über die Forschungsplattform wird daher eine organisationsübergreifende Forschungsabwicklung möglich.
Alle eingereichten Forschungsprojektanträge werden einer fachlichen Begutachtung unterzogen, die Förderempfehlung erfolgt durch ein eigenes Bewertungsgremium. Daneben sind auch sämtliche Projekte der den forschungsaktiven Dienststellen des BMLRT in DaFNE dokumentiert.
Der Nutzen von DaFNE liegt einerseits in der Einreichung und Verwaltung von Forschungsprojekten im gesamten Ressort, andererseits werden über die Plattform DaFNE sämtliche Forschungsberichte durch das BMLRT veröffentlicht, die für die Science Community, die Verwaltung und die interessierte Öffentlichkeit unentgeltlich zum Download zur Verfügung stehen.
Das steirisches Projekt „Characcess" (Genomik und Phänomik österreichischer Käferbohnenherkünfte mit dem Fokus auf Hitzetoleranz) wurde vom Land Steiermark im Rahmen der Bund/Bundesländer-Kooperation unterstützt.
Unter der Leitung der AGES waren das Austrian Institute of Technology (AIT) und die Saatzucht Gleisdorf am Projekt beteiligt.
Die heißer werdenden Sommer machen den Anbau der steirischen Käferbohne für die Landwirtschaft immer riskanter. Denn bei länger anhaltendem Hitzestress kommt es zu Blütenabwurf und Abwurf der jungen Hülsen. Ertragseinbußen bis hin zum Totalausfall können die Folge sein.
Inhalt des Projekts war die Charakterisierung der Käferbohnenvielfalt, die in der Genbank der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) lagert. Die vor allem in Österreich gesammelten Genbankmuster wurden mit zehn Sorten verglichen. Die in der Steiermark häufig angebaute Sorte Bonela war als Standard festgelegt. Alle Pflanzen wurden genetisch mittels DNA-Sequenzierung untersucht.
Gleichzeitig wurden die ausgebildeten Blüten und Hülsenansätze, die Entwicklung der Hülsen und der Bohnenertrag bei ausgewählten Genbankmustern und Sorten genau dokumentiert.
Die Pflanzen waren über vier Wochen täglich einem vierstündigen Hitzestress von 35 Grad ausgesetzt, während Honigbienen für die zur Hülsenausbildung nötige Bestäubung sorgten. Wie zu erwarten, führte Hitzestress zu einem Abwerfen von Blüten und Hülsen, mit Ausnahme von bereits gut ausgebildeten Hülsen. Die Pflanzen hörten größtenteils zu blühen auf.
Bei der Ernte erbrachten neun Genbankmuster und eine alte Sorte (Hara) mehr Käferbohnen als die Sorte Bonela. Ein Muster aus Italien und eines aus dem Burgenland waren am ertragsstärksten.
Die genetischen Daten erlaubten Rückschlüsse auf die Verwandtschaftsstruktur der untersuchten
Genbankmuster und Sorten. Die Zusammenschau von Genetik und Pflanzenmerkmalen lieferte die Basis für die zukünftige Entwicklung genetischer Marker, welche mit einer bestimmten Eigenschaft verbunden und daher wertvoll für die Züchtung hitzetoleranter Sorten sind.
Durch die finanzielle Unterstützung des BMLRT und des Landes Steiermark im Rahmen dieser Bund-Bundesländer-Kooperationen ist es gelungen, die Käferbohne, das steirische Edelprodukt schlechthin, auch unter schwierigen Klimabedingungen zukunftsfähig zu machen.