Gemeinsam für mehr Wild- und Nutztierschutz
Presseinformation vom 21.04.2021
1.000 Kitzretter für die Steiermark

Bereits Ende April/Anfang Mai beginnt die Mähzeit für unsere Landwirte. Gleichzeitig beginnt in der Tierweld der Höhepunkt der Brut- und Setzzeit vieler heimischer Wildtiere. Rehkitze, Junghasen und Bodenbrüter sind durch die großen und schnellen Maschinen, zu deren Einsatz der Landwirt aufgrund des wirtschaftlichen Drucks gezwungen ist, besonders stark gefährdet.
Österreichweit fallen jährlich unzählige Wildtiere, darunter 25.000 Rehkitze - 2.500 sind es allein in der Steiermark - dem Mähtod zum Opfer. Wenn im Mai/Juni die Rehkitze zur Welt kommen, wird ihnen ihr angeborener Instinkt, sich ruhig und regungslos im hohen Gras zu verhalten, oftmals zum Verhängnis: Sie fliehen auch bei herannahenden Gefahren nicht, sondern bleiben liegen.
Gemeinsam gegen den Mähtod
Das Land Steiermark und die Steirische Landesjägerschaft haben daher die Aktion „Initiative zur Rettung von jungen Wildtieren ins Leben gerufen, um dem Wildtierverlust auf landwirtschaftlichen Flächen und den schädlichen Folgen für den Nutztierbestand gemeinsam entgegenzuwirken. Unterstützt wird das Projekt durch die Landwirtschaftskammer Steiermark.
Im Zuge der Initiative wird der Kauf von sogenannten „Kitzrettern" gefördert. Die Geräte helfen, den Mähtod von Rehkitzen ab dem Alter von 2-3 Wochen zu vermeiden. 1000 Stück sind für Jäger und Landwirte besonders günstig zu erwerben.
Durch das Anbringen dieser Kitzretter auf dem Mähgerät werden bereits fluchtfähige Rehkitze mittels Sirenenton aufgescheucht und so zur Flucht aus der Gefahrenzone veranlasst.
Bereits bisher gemeinsame Bemühungen
Was bereits im Vorfeld passiert
Bereits bisher haben Landwirte und Jägerschaft in enger Abstimmung gemeinsame Bemühungen unternommen, um den oft grausamen Mähtod zu verhindern.
Verschiedenste Methoden kommen in der Steiermark zum Einsatz, die Rettung von Jungwild beginnt bereits vor dem Mähtermin.
- Jägerinnen und Jäger, aber auch der aufmerksame Landwirt kennen die bevorzugten Plätze, die die Rehgais zum Ablegen ihrer noch fluchtunfähigen, gefleckten Kitze bevorzugt: Rechtzeitige permanente Störung dieser Plätze vermitteln der Rehgais: Hier ist kein sicherer Platz!
- Das Anbringen von sogenannten Verstänkerungsmitteln, die für das Wild unangenehm riechen, sind ein zusätzliches Mittel: Lappen werden etwa mit Flüssigkeiten, die auf Buttersäure (erinnert an menschlichen Schweiß) basieren oder anderen Mischungen getränkt und rechtzeitig positioniert
- Das Rehwild ist ein Augentier: Scheuchen mit bunten und sich im Wind bewegenden Säcken, Blinklichter mit Dämmerungsschalter oder Alustreifen werden auf der Fläche verteilt und leisten gute Dienste
Der Mähtag selbst - gemeinsam Jungwild retten
Der Landwirt muss dann mähen, wenn das Wetter passt. Die Mähtermine werden oft kurzfristig und spontan entschieden. In gut zusammengespielten Gebieten werden diese an die Jägerschaft weitergeleitet, die ihre Ressourcen, die freiwillig und auf eigene Kosten erbracht werden, mobilisiert.
- Unmittelbar vor der Mahd werden die Flächen systematisch und teilweise unter dem Einsatz von gut abgeführten Jagdhunden in den Abendstunden oder bereits in der Morgendämmerung abgesucht
- Auch der gezielte Einsatz von Lockrufern, die eine entsprechende Fachkenntnis erfordern, kommt zum Einsatz
- Seit einigen Jahren erleichtert der Einsatz von Hightech die Kitzsuche: Drohnen mit Wärmebildkameras werden zunehmend von Jagdgesellschaften angeschafft, um einen noch höheren Erfolg bei der Rettung von Wildtieren zu erreichen. Die Anschaffungskosten von ca. € 4.000,-- pro Drohne finanzieren die Jägerinnen und Jäger bisher ausschließlich aus der eigenen Tasche
Auch die richtige Mähtechnik ist entscheidend
- Durch das „Anmähen" einer Mähbreite rund um das Wiesenstück sowie das „Verblenden" (z.B. auf Stöcken befestigte Säcke, Blinklichter, Geruchsstoffe bis hin zum Aufstellen von Radiogeräten) am Vorabend der Mahd meiden Rehgeißen und Kitze die betroffenen Flächen.
- Das Mähen von innen nach außen, beginnend entlang von Straßen sowie in Richtung des Waldes bietet den Wildtieren ausreichend Fluchtmöglichkeiten und hilft, Mähverluste zu verringern.
Über einen gemeinsam herausgegebenen Folder der „Initiative zur Rettung von jungen Wildtieren" werden JägerInnen und LandwirtInnen Steiermark weit informiert.
- Unter allen teilnehmenden JägerInnen werden über die Steirische Landesjägerschaft 3 Drohnen mit Wärmebildkameras im Wert von € 12.000,-- verlost, die wiederum für die Kitzrettung zur Verfügung stehen
- Bei der Mahd selbst kommen unsere Kitzretter zum Einsatz:
Direkt auf dem Traktor bzw. dem Mährwerk montiert, warnen sie das bereits fluchtfähige Kitz vor dem herannahenden Fahrzeug und veranlassen es zur Flucht.
Über unsere gemeinsame Aktion können diese Geräte für die Hälfte des üblichen Preises im Handel sowohl vom Landwirt als auch vom Jäger erworben werden.
Zitat Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau:
„Der Schutz der Wildtiere und der Wildlebensräume ist eine der ureigensten Aufgaben der Steirischen Jagd. Unsere Jägerinnen und Jäger leisten in Zusammenarbeit mit den Landwirten in diesen Wochen unglaubliches, um Wildtiere vor dem Mähtod zu retten, ich bedanke mich sehr herzlich bei jedem einzelnen dafür und bin stolz auf diesen großartigen Einsatz. 1000 Kitzretter für die Steiermark bieten 1000 Überlebenschancen für Jungwild - diese gemeinsame Aktion ist gelebter Wildtierschutz. Mit den 3 Drohnen mit Wärmebildkameras, die wir als Gewinn zur Verfügung stellen, ermöglichen wir ein noch schnelleres Auffinden von Jungwild."
Zitat Landesrat Hans Seitinger:
„Diese gemeinsame Initiative unterstreicht das Engagement der steirischen Jägerschaft, die ein besonderes Augenmerk auf die Hege und Pflege unserer Wildtiere legt und jenes der Bäuerinnen und Bauern, die bestrebt sind, Tierleid zu verhindern. Mit der Aktion Kitzretter setzen die Jäger und Bauern ein starkes Zeichen für den Wild- und Nutztierschutz!"
Zitat Präsident Franz Titschenbacher:
„Den steirischen Bäuerinnen und Bauern ist das Wohlergehen ihrer Tiere, aber auch des Wildes ein großes Anliegen. Die Land- und Forstwirtschaft stellt einerseits einen ökologisch vielseitigen Lebensraum für die Jagd zur Verfügung und versucht andererseits gemeinsam mit der Jägerschaft durch zahlreiche Präventivmaßnahmen den Mähtod bei Wildtieren zu verhindern. Die nun gemeinsam gestartete Aktion Kitzretter ist ein weiterer gemeinsamer verantwortungsvoller Schritt in die richtige Richtung."